Wintertrends Skifahren mit der Datenbrille

Von Verena Wolff

Bei 20 Stundenkilometern geht das Licht aus. Dann zeigt der Bildschirm im rechten unteren Rand der Skibrille nur noch schwarz. Gefährlich sei es, wenn die Skifahrer ständig auf ihre Abfahrtsgeschwindigkeit schauen, sagt Christoph Eisinger. Er ist der Geschäftsführer des Skigebiets amadé im Salzburger Land, einem Zusammenschluss der Salzburger Sportwelt, Schladming-Dachstein, Gastein, Hochkönig und dem Großarltal. In der Wintersportregion können Skifahrer und Snowboarder eine Datenbrille, die Smart Ski Goggles, für etwa 20 Euro am Tag ausleihen.

Auf den ersten Blick sehen die Skibrillen ganz gewöhnlich aus: schwarz, weiß, grau, verspiegelt oder nicht. Im rechten unteren Eck der Innenseite befindet sich eine kleine Kamera, im Rahmen ein kleiner Schalter und die USB-Schnittstelle, um die Daten auf einen Computer zu laden und die Brille mit Strom zu versorgen. Sechs Stunden reicht die Batterie der Brille in der Regel - genug für einen durchschnittlichen Skitag. Und noch ein zweites Gerät müssen die Wintersportler anlegen: Ums Handgelenk wird eine Fernbedienung gewickelt, mit der man durch die verschiedenen Menüpunkte scrollen kann. Groß genug sind die Tasten und so angeordnet, dass sie auch mit einem dicken Skihandschuh zu bedienen sind.

Die Einweisung in das Gerät dauert eine Weile. «Die Daten in der Brille beruhen auf dem, was wir für unsere App aufbereitet haben», erklärt Eisinger. Die steht bereits im vierten Jahr für iPhones und Android-Smartphones zur Verfügung. «Herzstück ist das integrierte Ski-Navigationssystem mit Geokarte», sagt Manuel Schnell, der bei Ski amadé für sämtliche Datenprojekte zuständig ist. Das aktuelle Wetter und die Temperaturen am Berg können Skifahrer ebenso abrufen wie die Pistenverhältnisse oder den Status der verschiedenen Lifte. «Man kann sich entsprechend dem eigenen Fahrstil, Können und den aktuellen Wetterdaten seine optimale Route berechnen lassen», erläutert Schnell. Inklusive Hütteneinkehr und dem nächsten stillen Örtchen.

App und Datenbrille helfen zum Beispiel bei einer Runde um den Hochkönig. Die Route ist 32 Kilometer lang und führt über blaue und rote Pisten, 6700 Höhenmeter werden überwunden. Alle Infos erscheinen in der Brille, während der Fahrt zeigt lediglich ein Pfeil die Richtung an. «Die Daten aktualisieren sich immer, wenn der Nutzer an einem der 400 freien W-Lan-Hotspots vorbeikommt, die es im Skigebiet gibt», sagt Schnell. So erfährt man, ob eine Piste oder ein Lift gesperrt sind. Und wie man alternativ wieder zurück an seinen Ausgangspunkt und damit zum Auto oder Skibus kommt.

Zwar zeigt die Brille nicht wie das Navi im Auto jede Abzweigung an, bei dem der Skifahrer abbiegen muss - Pfeile weisen vielmehr die Richtung zum nächsten eingegebenen Punkt. Die analogen Tafeln und Schilder im Skigebiet sind schließlich auch noch da.

App und Brille können so personalisiert werden, dass ein Skitagebuch aus den Urlaubstagen entsteht. Es gibt einen Kalorienzähler, der anhand von gefahrenen Kilometern, Steilheit der Pisten und dem Können des Fahrers den Energieverbrauch berechnet. «Das will ich gar nicht wissen», sagt Andrea, Anfängerin aus Ostwestfalen. Doch Eisinger ist anderer Meinung: «So weiß man gleich, wie lange man noch fahren muss, damit der Kaiserschmarrn sich nicht allzu sehr auf die Hüften legt.»

Von den 260 Hütten in der größten Skiregion Österreichs sind 20 zertifizierte Ski- und Weingenuss-Hütten, die auch zum Einkehrschwung am Mittag regionale Schmankerl in urigem Ambiente anbieten. Schick wie die «Steinbockalm», urig wie die «Tiergartenalm» oder erstklassig gelegen wie die «Karbachalm». Niemand muss in Skischuhen anstehen, in allen Genusshütten wird das Essen serviert.

Die Hütten sind nicht die einzigen «Points of interest» (POI), die in der Brille und der App hinterlegt sind. Auch Sehenswürdigkeiten, die zum Skigebiet gehören, Eventtipps und die Zimmerverfügbarkeit können abgefragt werden. Und die App hat noch eine ganz praktische Funktion: Sämtliche Notrufnummern sind hinterlegt, über die Skifahrer sofort Hilfe holen können.

Digital unterwegs ist das Skigebiet schon seit einer ganzen Weile, gilt als Vorreiter in Österreich. Hotspots gibt es schon seit vielen Jahren, Orte also, an denen die Skifahrer draht- und kostenlos ins Internet gehen können. Inzwischen auch in einigen Liften, etwa dem King's Cab, einer Gondel, die Skifahrer und Snowboarder unter anderem zum Blue Tomato Kings Park führt. Dort sind vor allem die Freerider unterwegs - und die haben schon Bilder im Internet gepostet, wenn sie ihre Figuren gerade fertig gedreht haben.

Um ihre Daten müssen sich die Wintersportler im Ski amadé keine Gedanken machen: «Wenn die Verleiher die Brillen zurückbekommen, setzen sie alle Daten zurück», sagt IT-Experte Schnell. dpa

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Ziel: Ski amadé ist der Zusammenschluss der Salzburger Sportwelt, der Gebiete Schladming-Dachstein, Gastein, Hochkönig und Großarltal. In dem Gebiet befinden sich 760 Kilometern Pisten, 270 Liftanlagen und 260 Skihütten und Bergrestaurants.

Anreise: Mit dem Auto über Salzburg und dann in eine der Regionen, die zum Skigebiet gehören. Mit der Bahn über München und Salzburg Richtung Bischofshofen und Bad Gastein. Die nächsten Flughäfen sind München und Salzburg.

Informationen: Ski amadé, Prehauserplatz 3, 5550 Radstadt, (Tel.: 0043/6452 202020, skiamade.com)