Von Dirk Steinmetz
Es ist ein exklusiver kulinarischer Zirkel, der sich derzeit in Berlin und Paris trifft: Die «Chefs des Chefs» kochen für Könige sowie Staats- und Regierungschefs in aller Welt. Der Zirkel der Küchenchefs hat rund 40 Mitglieder. Als Ehrengast bei dem diesjährigen Treffen dabei ist Eckart Witzigmann. Der 71-Jährige gilt als einer der besten Köche der Welt. Als erster deutscher Koch hatte er 1979 drei Sterne im Guide Michelin erhalten, er kochte unter anderem für die britische Königin Elizabeth II.
Kocht ein Spitzenkoch für Staatsoberhäupter oder Könige anderes als für andere Gäste?
Witzigmann: «Bei einem Staatsbesuch der Queen oder des US-Präsidenten ist natürlich alles minutiös festgelegt. Da muss alles so organisiert sein, dass keine Pannen passieren. Man muss Allergien beachten, aber natürlich auch, was jemand gerne oder nicht gerne isst. Aber generell sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es ist natürlich etwas anderes, bei einem großen Bankett zu kochen als im intimen Rahmen.
Ich habe einmal für den schwedischen König gekocht, das waren zwölf Personen im Restaurant, das geschlossen war. Da kann man natürlich anders kochen als bei einem offiziellen Staatsempfang.»
Alt-Kanzler Helmut Kohl liebt den Pfälzer Saumagen. Ziehen hochgestellte Persönlichkeiten bodenständige Gerichte der ausgefallenen Gourmet-Küche vor?
Witzigmann: «Ich war ja der erste, der diese bodenständige, regionale, bürgerliche Küche lanciert hat. Das war anfangs eine Gratwanderung, mit drei Sternen eine bürgerliche Küche zu machen. Bürgerlich muss man natürlich in Anführungszeichen setzen, das war sehr fein, sehr elegant, wunderbare Produkte. Also Bratkartoffeln habe ich nicht gemacht - aber das kann auch etwas Herrliches sein, wenn sie gut gemacht sind.»
Man sagt ja oft, dass man das gerne isst, was man schon als Kind gerne gegessen hat - stimmt das auch für Staatsoberhäupter?
Witzigmann: «Sicherlich sind das auch Kindheitserinnerungen, wo man sagt, die Mutter hat vielleicht hervorragende Rouladen gemacht oder einen Nierenbraten oder einen Karpfen Blau. Das sind einfache Dinge, die man als Kind kennenlernt, was ganz wichtig ist, weil man damit auch seinen Horizont erweitert. Heute ist es ja leider oft so, dass Kinder zu viele Fertiggerichte oder Junk Food bekommen.»
Was haben Sie denn als Kind gerne gegessen?
Witzigmann: «Als Kind habe ich einfache Dinge gegessen: einen Blattspinat mit Spiegelei und Bratkartoffeln, ich bin Schwammerl suchen gegangen, es gab Pfifferlinge und Steinpilze. Am Sonntag gab es auch geröstete Leber, ein Brathuhn oder Kalbsnierenbraten. Meine Mutter war eine hervorragende Köchin. Sie war ein Waisenkind und ist in einer Pension aufgewachsen, wo sie schon früh mitkochen musste. Davon habe ich profitiert.» dpa
Hintergrund: Das essen die Chefs