Die Althoff Collection vereint eine Reihe von Hotelperlen zu einer exklusiven Kette, die sich immer noch in Familienbesitz befindet. Einige davon - wie das Hotel Überfahrt und das Schlosshotel Bensberg - verfügen zudem über ausgezeichnete Kulinarik. Würden Sie, lieber Thomas Althoff, sich als Genussmensch bezeichnen?
Ich gehe ausgesprochen gerne essen und erfreue mich an einem Abendessen im Restaurant Vendôme. Ich versuche aber auch, Genuss auf jeder Qualitätsstufe zu finden. Das ist das Top-Restaurant im Weltformat genauso wie ein ausgezeichnetes Brot mit einem schönen Stück Käse. Genuss hat nicht nur mit einem hohen Budget zu tun. Eigentlich ist es das Streben nach Qualität in allen Dingen, die man erlebt. Im Beruf möchte ich unseren Gästen Exzellenz erlebbar machen, und zwar auf allen Ebenen - für mich steht die Bandbreite im Fokus, nicht allein die Spitze. Auf Schloss Bensberg etwa ist neben dem Vendôme auch die Enoteca mit italienischer Küche sehr nachgefragt, und zwar auch von Nicht-Hotelgästen.
Gab es eine Initialzündung, die Ihre Liebe zu gutem Essen und dem Fokus aus Gastronomie in Ihren Hotels geweckt hat?
Als gebürtiger Wuppertaler mit einer damals eher bescheidenen Gastronomie hatte ich erstmalig in Aachen, wo ich mein erstes Hotel betrieb, Kontakt mit gehobener Gastronomie. Vor allem im benachbarten Belgien lernte ich die französisch inspirierte Kulinarik kennen, die dort einfach dazu gehörte und nicht wie in Deutschland einer kleinen Gruppe vorbehalten war. Das hat mir die Augen geöffnet für das, was in der Gastronomie möglich ist und mich dazu bewegt, es selbst zu versuchen.
Vor zwei Jahren ist nun auch ein Weingut dazugekommen, das Weingut Schloss Ortenberg in der badischen Ortenau. Wie kam es dazu - waren Sie schon immer ein Weinliebhaber und hegten schon lange den Wunsch nach einem eigenen Weingut oder haben Sie spontan zugegriffen, als sich die Möglichkeit ergab, Schloss Ortenberg zu übernehmen?
Da Gastronomie in meiner Firma eine besondere Rolle spielt, gehört natürlich auch Wein dazu. Deshalb alleine müßte man natürlich kein eigenes Weingut haben – aber es passt halt gut in das Gesamtkonzept. Ich habe über 20 Jahre in Deutschland, Frankreich und auch Südafrika die Augen offengehalten und nach einem passenden Weingut geschaut. Entweder waren sie zu klein, zu weit weg oder ohne das Potenzial, es in den oberen Qualitätsbereich zu bekommen. Vor vier Jahren entdeckte ich dann das Weingut Schloss Ortenberg und konnte es von der Kommune übernehmen.
Warum ausgerechnet das Weingut Schloss Ortenberg? Vermuteten Sie hier besonderes Potential?
Es verfügt über einige der besten Lagen Badens, eine Größe, die es möglich macht wirtschaftlich zu arbeiten und ein professionelles, motiviertes Team. Dass Baden mit seiner ausgeprägten Genusskultur seit 50 Jahren zu meinen Leidenschaften zählt, erleichterte mir die Entscheidung zusätzlich. Im Mai sind es nun drei Jahre, dass ich das Weingut betreibe, und in dieser Zeit konnten wir bereits gute Resultate erreichen.
Sie haben schnell dafür gesorgt, dass die Weichen im Weingut in Richtung Exzellenz gestellt wurden. Schon nach kurzer Zeit konnte das Team beachtliche Erfolge erzielen und sich international über ausgezeichnete Bewertungen freuen. Waren Sie persönlich in den Prozess involviert oder geben Sie eher die Richtung vor?
Ich bin für die Strategie mit verantwortlich und treffe die großen Entscheidungen mit - auch wenn es dabei erstaunlich oft ins Detail geht (lacht). Ansonsten machen der langjährige Geschäftsführer Matthias Wolf und sein Team sowie Andreas Schmitt, der als zweiter Geschäftsführer fungiert, einen hervorragenden Job vor Ort. Andreas Schmitt hat mit mir über 20 Jahre als mein Stellvertreter bei den Althoff Hotels zusammengearbeitet und verfügt über ein ziemlich einzigartiges Wissen in Bezug auf Wein und Top-Küchen.
Was hat sich im Weingut verändert und wo geht es hin?
Zum Glück hat das Weingut seit jeher auf Ertragsminimierung gesetzt, des Weiteren haben wir den sanften Rebenschnitt eingesetzt und stellen sukzessive auf Bio um. Sorten wie Müller-Thurgau werden wir nicht mehr anbauen. Stattdessen setzen wir mehr auf Burgundertrauben sowie Sauvignon blanc, Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Merlot und Syrah. Ganz neu ins Programm kommt Viognier, dem in Deutschland dank Klimawandel ein großes Potenzial vorausgesagt wird.
Werden die Weine vor allem von den eigenen Hotels und Restaurants vermarktet oder möchten Sie das Weingut unabhängig von den eigenen Kanälen auf dem Markt positionieren?
Es freut mich sehr, dass unsere Sommeliers die Ortenberg-Wein ausgesprochen schätzen und gerne in ihre Weinbegleitungen einbauen. Auch bei den Gästen kommen sie hervorragend an. Das bringt den positiven Nebeneffekt mit sich, dass wir dadurch wertvolle Rückmeldung zur Stilistik und anderen Faktoren bekommen. Dennoch sehen wir unsere Hotels und Restaurants nicht als primären Absatzkanal. Die Endverbraucherinnen und Endverbraucher stehen bei uns ganz oben, hier vermarkten wir uns vor allem über unseren Guts-Shop, den Onlineshop und die Gastronomie.
Was steht als nächstes Projekt von Thomas Althoff an? Und verraten Sie uns, wie es nach dem Weggang von Christian Jürgens und dem Ende des Pop-up mit The Duc Ngo mit der Gastronomie im Hotel Überfahrt weitergeht?
Unsere nächsten Projekte sind die ehemalige Villa Kennedy in Frankfurt und das Domhotel in Köln, da beide im nächsten Jahr wiedereröffnen sollen. Für die Gastronomie im Seehotel Überfahrt werden wir im März detailliert kommunizieren. Fest steht auf jeden Fall, dass wir einen Spitzenkoch oder -köchin exklusiv für das Restaurant Überfahrt verpflichten werden.
Lieber Herr Althoff, wir danken für das Gespräch!
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