Wege aus der Krise Das Mutmach-Interview

Was war Dein Impuls, The Good Taste zu starten?

Der Impuls für den Online Shop kam im Lockdown, als ich feststellte, dass so viele ausgezeichnete Gastronomen großartige Produkte produzieren, die gerade alle nicht konsumiert werden können. Warum dies nicht bündeln und genau diese Produkte in einer virtuellen Speisekammer zusammenzustellen und den Geschmack der Stadt zu den Menschen nach Hause bringen?

Wie funktioniert das Geschäftsmodel?

Wir denken, dass der Schritt in den E-Commerce Handel für jeden einzelnen schwer zu bewältigen ist, aber gemeinsam zum großen Erfolg werden kann. Damit sich die Gastronomen daher weiterhin auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können und trotzdem landesweit vertreten sind, sorgen wir für eine gemeinsame Kommunikation und kümmern uns um die Logistik und alles Weitere: von der Abrechnung über Verpackung und Labeling bis zum Versand, derzeit via dpd. Wir holen die Produkte bei den Produzenten ab und kümmern uns um den Rest. Der Kunde kann bequem vom Sofa aus bestellen. Und für den Produzenten sollen keine weiteren Kosten entstehen als die für das Produkt selbst und dessen Verpackung und Etikettierung. The Good Taste überweist den Produzenten die erwirtschafteten Umsätze abzüglich einer Provision für Abholung, Marketing, Lagerung, Kommissionierung und Versand.

Was ist das Besondere an The Good Taste?

Das abwechslungsreiche Sortiment wird sich zu Deutschlands aufregendstem Feinkost-Angebot zusammenfügen – ein Gewinn für Gäste und Gastronomen. Indem sie bei The Good Taste bestellen, können Stammgäste ihre Lieblingslokale unterstützen, Gourmets ihre Genüsse mit Freunden teilen und ausgehfreudige Menschen neue Lokale schon mal vom Sofa aus durchtesten. Nie war es leichter und sicherer, sich selbst und anderen ein geschmackvolles Geschenk zu bereiten. Das kann in Form eines Menüs aus einem Restaurant sein. Genauso gut kann man sich aber auch einzelne Produkte wie Chutneys, Hauptgerichte, Beilagen oder Marmeladen von verschiedenen Gastronomen wie dem BRLO BRWHOUSE, Kochu Karu, Bob&Thoms, theNOname, Christopher’s, Bonvivant, Lubitsch, Weck die Heimat in den Warenkorb legen und sich einen Vorrat anlegen.

Wie viele Produkte gibt es derzeit?

Wir verkaufen derzeit an die 100 verschiedene Produkte und es werden täglich mehr.

Wie ist die Resonanz in Berlin?

Wir sind schnell gestartet und haben die Seite innerhalb kürzester Zeit aufgebaut. Das war und ist noch immer ein enormer Kraftakt. Die gute Resonanz meiner Berliner Kollegen und der Gäste zeigt mir, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind! Wir versenden sogar schon deutschlandweit.

Wird es bei Berlin bleiben, wie geht es weiter?

Wir haben bereits erste Interessenten aus anderen Städten und können uns gut vorstellen, in das Sortiment von The Good Taste auch Produkte von Kollegen aus München, Frankfurt, Köln oder Hamburg aufzunehmen.

Inwieweit können Ideen wie The Good Taste zum Überleben der Gastronomie beitragen?

Natürlich kann der Verkauf über unsere Online-Speisekarte nicht das Vor-Ort-Geschäft ersetzen. Aber er kann ein weiteres Standbein sein. Die Pandemie hat uns alle an die Grenzen unserer Vorstellungskraft gebracht und gezeigt, wie verletzlich dieses Business ist. Da schadet es nicht, sich kreativ und breiter aufzustellen.

Wieviel Umsatzverlust kann damit ausgeglichen werden? Oder geht es mehr um die Motivation des Teams?

Zahlen zu nennen ist hier sicher schwierig. Jeder, der in der Gastronomie arbeitet, konnte nach dem Herbst eine kleine Pause gebrauchen. Aber unsere Leute wollen etwas tun, sie wollen den Kontakt mit unseren Gästen, das ist ihr Ding. In The Good Taste können die Kollegen zumindest einen Teil ihrer Kreativität umleiten, das ist sicher motivierender als zu warten. Auch, wenn dann auch noch Geld in die Kassen kommt.

Wird sich das Ausgeh-Verhalten der Menschen durch Corona nachhaltig verändern?

Unsere Gäste sind hungrig, im wahrsten Sinn des Wortes. Wir haben in den letzten Monaten alle Anstrengungen unternommen, für sie ein sicheres Umfeld zu schaffen, das hat Vertrauen geschaffen. Auch wenn viele die Couch und die eigene Küche schätzen gelernt haben, wage ich zu behaupten, dass sich die Menschen auf die Öffnung und das Live-Erlebnis freuen. Denn natürlich geht es bei uns nicht ausschließlich ums Essen, wir schaffen Orte der Begegnung, und auch danach sehnen sich die Menschen.

Werden Take-Away-Angebote auch nach dem Lockdown bestehen bleiben?

Wir werden im Irma la douce und im eins44 auf jeden Fall im Februar weitere Menüs zum Mitnehmen über The Good Taste anbieten. Mit dem Shop es ganz einfach, hervorragende Produkte der besten Berliner Restaurants und der originellsten Produzenten zu Hause auf Vorrat zu bestellen. Damit haben wir eine Einkaufs-Alternative geboten, die unsere Gäste hoffentlich auch nach dem Lockdown zu schätzen wissen. Der Online-Shop The Good Taste bietet echte Geschmacksgaranten – hausgemacht und nachhaltig. Dabei steht The Good Taste für eine moderne Gastronomie, die weit über das Bewirten von Gästen hinausgeht. Aus der virtuellen Speisekammer kann sich jeder Gast nach Lust und Laune einen Warenkorb mit Lieblingsgerichten aus verschiedenen Berliner Restaurants zusammenstellen. Zu den üblichen To-Go-Angeboten gesellen sich hier Spezialitäten im Glas wie eingelegte Bete, Poulardenrillettes mit Quitte, selbstgemachte Chutneys, Apfelrotkohl, Königsberger Klopse, Aprikosen-Lavendel Konfitüre und viele andere Gaumenfreuden von talentierten Köchen, hervorragenden Handwerkern, bekannten Gastronomen und Produzenten, die wissen, was sie tun. Diese Produkte sind auch nach dem Lockdown noch da.

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