Wege aus der Krise mit Bobby Bräuer Bobby-to-go

Wie nutzen Sie die viele Zeit?

Ja, was mache ich mit der vielen Zeit? Also irgendwie ist die viele Zeit irgendwohin verschwunden. Gelangweilt habe ich mich keine Minute. Vor allem natürlich auch, weil nichts mehr Routine ist.

Im ersten Lockdown hab‘ ich viel zu Hause gekocht, die Rezepte dazu geschrieben und Stephanie hat sie gefilmt und geschnitten. Aber da ja dann alle meine Hausschuhe kannten (die haben liebe Kollegen am meisten interessiert) war das Thema dann im November auch vorbei.

Da wir Anfang November ja schon geahnt  haben, dass das länger dauern könnte und wir trotzdem Präsenz zeigen wollten, haben wir dann das erste Bobby-to-go Menü entwickelt (4 Gänge + Brot mit Aufstrich + Amuse + Abschiedgruß). Da wir mit dieser Idee grundsätzlich ja nicht völlig alleine waren, hatte ich die Idee, an jedem Liefertag ein Menü (das Los entscheidet) persönlich auszuliefern. Dass ich das mit einem BWM Oldtimer machen durfte, hat vor allem mir richtig Spaß gemacht - und es hat für super Werbebilder gesorgt.

Ein ganz witziger Nebeneffekt. Bestellen konnten die Gäste über den Käfer-Onlineshop. Dort wurde, zunächst aus Versehen, meine persönliche Mobilnummer als Nummer für Rückfragen angegeben. Erst war ich entsetzt, aber jetzt lassen wir es dabei. Man lernt die Gäste so richtig nett kennen – auch wenn’s dann mal so Anfragen gibt wie „Machen Sie eigentlich noch das vorgekochte Essen?“

Das Menü haben wir durchgehend (Freitag bis Sonntag) bis Silvester angeboten. Nur an Weihnachten und Silvester noch ein besonderes Menü für unsere Stammgäste, dass wir auch nicht offiziell beworben haben. Mit 4 Lehrlingen und ein bisschen Hilfe von einzelnen meiner Teammitglieder (die ja schließlich in Kurzarbeit sind) waren 160 Menüs alleine an Silvester schon eine Nummer – die uns aber auch richtig stolz gemacht hat.

In den ersten Januartagen „mussten“ wir alle erst mal unseren Urlaub nehmen. Aber jetzt geht es gerade wieder los.

Diesmal aber mit „Bobbys Gemüsekiste“. Nein, ich bin nicht unter die Gemüsehändler gegangen. Es ist ein 4-Gang vegetarisches Menü (plus Fleisch-Alternative im Hauptgang)

Und ich fahre auch wieder einmal pro Liefertag persönlich aus – diesmal aber nicht mit einem BMW Oldtimer sondern einem gebrandeten MINI – wenn ich mir das Salz auf Münchens Straßen zu Zeit anschaue, ist das auch besser.

Die Vorbestellungen laufen schon gut – bin gespannt, wie die „Gemüsekiste“ ankommt.

Haben Sie Corona-Hilfen beantragt und wenn ja: Waren Sie zufrieden mit Umfang und Abwicklung?

Zu den Corona Hilfen kann ich persönlich wenig sagen, da das ganze Prozedere über die Firma Käfer läuft.

Können die Take-Away-Angebote Umsatzverluste ausgleichen und somit zum Überleben der Gastronomie beitragen? Oder geht es mehr um die Motivation des Teams?

 Wir haben es wirklich geschafft, mit  Bobby-to-go bis Silvester gute Zahlen zu machen. Das hatte mehrere Gründe, die, glaube ich wichtig sind:

1. Es war ein ganzes Menü und nicht Einzelgerichte, bei denen der Aufwand sich oft nicht lohnt.

2. Es war doch auf ziemlich hohem Niveau – also auch etwas Besonderes und manche Gäste haben in den zwei Monaten auch mehrmals bestellt.

3. Daher konnten wir auch einen vernünftigen Preis verlangen (90 Euro pro Person (80 jetzt dann für die Veggie-Variante) und immer nur zwei Menüs in einer „Box“

4. Wir hatten und haben das Glück, im Moment in den verschiedenen kulinarischen Outlets der BMW Welt vier Lehrlinge zu haben – die ja ohnehin bezahlt werden. Zu Hochzeiten haben auch normale Team-Mitglieder ausgeholfen, aber das hielt sich in Grenzen. Auch meine Arbeitszeit war durch die Beschränkung auf drei Tage Auslieferung gut berechenbar

5. Der „Gag“ mit der persönlichen Lieferung hat uns gute Werbemöglichkeiten gegeben.

Glauben Sie, dass die weltweite Pandemie das Essengeh-Verhalten nachhaltig verändern wird? Meinen Sie, dass die Nachfrage nach Take-Away-Angeboten bleibt oder werden die Menschen eher verstärkt in die Restaurants strömen?

Im Moment möchte ich ein To-Go-Menü auch dann fortführen, wenn wir wieder öffnen können. Denn ich denke, das Interesse daran wird relativ hoch bleiben. Da wir aus der EssZimmer-Küche nicht To-Go und normalen Service leisten können, wird das die Event-Küche aus der BMW-Welt übernehmen. Denn ich gehe davon aus, dass dort der Vollbetrieb noch dauern wird.

Was ich aber ganz wichtig finde. Natürlich werden die Gäste mit großer Euphorie wieder zu uns kommen. Wir müssen diese Chance nutzen, um auch für die – dann hoffentlich Lockdown-freie  – Zukunft den Wert der Gastronomie (sowohl was die Produkte, das Handwerk der Produzenten, aber auch unser eigenes Handwerk in Küche und Service) besser zu kommunizieren. Denn dann können wir auch den Gegenwert (sprich Preis) besser kommunzieren und so langfristig hoffentlich viele kleine aber feine Betrieb unserer Branche auch davon wegbringen, ohne Rücklagen erarbeiten zu müssen. Das sind wir nämlich alle WERT.

Mehr Interviews:

Wege aus der Krise mit Thomas Bühner

Wege aus der Krise im Papa Rhein

Wege aus der Krise mit The Good Taste