Weingut des Monats Das Weingut Hensel

Von Serhat Aktas

"Ein Genussmensch war ich schon immer", schmunzelt er. "Als Schüler wollte ich Koch werden, habe mich aber durch die lange Familientradition hinreißen lassen". Heute kann Thomas zwar nicht seine Speisen, dafür aber seine Weine genüsslich präsentieren. Die Lehre zum Winzer absolvierte er von 1988 bis 1991 in Neustadt an der Weinstraße. Und diese aufgeteilt in drei verschiedenen Betrieben. Dort sammelte er viel Erfahrung für seine spätere Karriere im elterlichen Weingut. Abgesehen von den ersten beiden Weingütern, Weingut Wilhelm in Maikammer und Weingut Leinder in Wollmesheim, war seine letzte Adresse in der Lehre bei dem pfälzischen Vorbild Weingut Müller-Catoir. Daher auch das Faible für die Bouquet-Sorten wie Muskateller, Scheurebe und Gewürztraminer.

Weingut des Monats Dezember | Das Weingut Hensel

Doch noch bevor er seine Ausbildung dort zu Ende bringen konnte, musste er wegen der vielen Engpässe im Familienweingut einsteigen. Der Vater hatte einen Rebenveredlungsbetrieb und brauchte die Hilfe von Thomas im Weingut. Den Winzermeister schaffte er dann später im Jahre 1994, ebenfalls in Neustadt.

Was ist deine Lieblingsrebsorte Thomas?

"Momentan Grüner Veltliner - ist auch mein jüngstes Baby, erste eigene Ernte 2014. Gibt es als AUFWIND, frisch & fruchtig und als HÖHENFLUG, ausgebaut im 500er Tonneaux. Ich sage dir: Grüner Veltliner passt wunderbar in die Pfalz! Ich liebe große gereifte GV`s von Hirtzberger & Co."

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Welche Rebsorte würdest du gerne noch anbauen wollen?

"Definitiv Chenin Blanc! Ich bin einmal im Jahr in Südafrika. Da probiere und trinke ich mich durch die Chenin Blancs durch. Eine sehr interessante und facettenreiche Rebsorte."

Einen interessanten Nachbarn hat der Thomas. Den Bad Dürkheimer Flugplatz. Witzigerweise fliegen gelegentlich Privatkunden vorbei, um Weine von Thomas zu kaufen.

Belieferst du auch Weine mit dem Flugzeug?

"Nein, ich habe noch keinen Flugschein. Aber dafür habe ich tatsächlich einige Kunden, die das als einen Ausflug betrachten und vorbei fliegen. Beim Zurückfliegen nehmen Sie dann auch gerne ein paar Kisten Wein mit."

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Die Familie Hensel bewirtschaftet insgesamt 25 Hektar. Außerdem übernimmt das Weingut noch Trauben von befreundeten Winzern von knapp 20 Hektar Anbau. Von circa 425.000 produzierten Flaschen jährlich, sind etwa 40% Rot- und Roséwein. Mit 60% dominieren die Weißweine. Seit 1991 ist der Thomas im Betrieb. Er übernahm mit 20 Jahren rasch die wichtigsten Aufgaben und wenige Zeit später auch die komplette Führung. Er steigerte die Qualität der Weine, in dem er neue Methoden und Techniken einsetzte.

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Ertragsreduzierung, Laubmanagement, Grüne-Lese, sanfte Pressung, temperaturkontrollierte Gärung und noch mehr. Im Jahr 2010 übergab der Vater Walter Hensel die Firma komplett an seinen Sohn. Dies war Grund genug für Thomas, mehr im Betrieb zu verändern und zu erneuern.

Also Neubau der Keller- und Produktionsanlagen, einen Showroom und eine neue Vinothek (Foto oben). Da die Übergabe eine große Ankündigung werden sollte, mussten auch neue Etiketten her. Diese Aufgabe traute der Thomas seiner Frau Alexandra Weiß an. Besser geht es nicht, denn sie hat schließlich Grafikdesign studiert. Seit der Übernahme macht der Thomas mit dem bekannten Winzer Markus Schneider zusammen einige Weine unter dem Label "Hensel & Gretel".

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Warum machst Du mit Markus Schneider Weine?

"Markus kenne ich schon ewig. Wir machen viele gemeinsame Auftritte, Pläne, Veranstaltungen und Events, haben außerdem schon lange einen gemeinsamen ProWein-Stand. Das passt einfach. Er ist mehr als nur ein Geschäftspartner."

Was war das für ein Gefühl, als du mit 20 so viel Verantwortung übernehmen musstest?

"Ein schönes Gefühl! Glücklicherweise hatte ich keinen Druck von meinen Eltern, weil die viel mit der Rebveredlung beschäftigt waren. Ich hatte also freie Hand und durfte schalten und walten. Allerdings war das damals keine einfache Zeit für deutschen Wein. Da gab es noch keine große Weinszene und so interessierte, so informierte und so neugierige Kunden, wie das heute der Fall ist. Im Nachhinein war das aber mein Vorteil. Ich hatte Zeit, mich in Stellung zu bringen, damalige Neuzüchtungen wie Ortega oder Huxelrebe sukzessive rauszureißen, um dann verstärkt Rotweinsorten wie zuerst Dornfelder, Saint Laurent, dann Merlot und Cabernet anzupflanzen. Hab meinen Vater ständig um Geld "angebettelt" um in Maischegärtanks usw. zu investieren. Dann kam die erste deutsche Rotweinwelle und ich war zur Stelle: jung, sexy und lieferfähig. Genau da begann die Zeit der jungen Wilden."

Den 300 Jahre alten Familienbetrieb hat Thomas in den letzten 20 Jahren auf ein sehr hohes Niveau gebracht. Von Liter- bis Lagenlinien sind die Weine unterschiedlich, komplex, facettenreich und delikat. Auch im gereiften Alter bleiben die Weine unglaublich frisch und lebendig. Unteranderem die Rieslinge und Bouquet-Sorten.

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Die Label des Weinguts

Weingut des Monats Dezember | Das Weingut HenselAUFWIND: Einstiegsdroge, leichter und unkomplizierter Trinkgenuss
HÖHENFLUG: Premiumweine, sowohl Weißwein und Rotwein im Holzfass ausgebaut
IKARUS: Flaggschiff, nur Rot, rar, gibt's nur in den besten Jahren
Hintergrund dieser Begriffe: je höher oder je näher zur Sonne, umso kräftiger, also stoffiger werden die Weine.

 

Weingut Hensel, Thomas Hensel, In den Almen 13, 67098 Bad Dürkheim, Telefon +49 (0) 6322.2460, info(at)henselwein.de 

Zum Weingut: http://henselwein.de/

Zur Vinothek

Autor Serhat Aktas ist IHK & WSET Sommelier