Weingut Eva-Fricke Rieslinge, ausdrucksstark und puristisch

Ein Medizinstudium kam für sie nicht in Frage, deshalb bewarb sie sich, eher aus Trotz, für ein Auslandspraktikum auf ein Weingut in Südafrika. Es war ein Schlüsselerlebnis! Das Interesse am Weinbau war geweckt.

Nach dem Weinbaustudium in Geisenheim folgten einige Jahre im In- und Ausland, unter anderem im Weingut Leitz, wo sie die Liebe für den Rheingau entdeckte. 2006 war es dann so weit: die ersten knapp 600 Liter Rieslinge aus etwa 0,25 Hektar konnten die noch wenigen Kunden erwerben. Heute führt die Norddeutsche Eva Fricke ein 17 Hektar großes, ökologisches Weingut und zählt bei allen Fachzeitschriften zu den besten Betrieben des Rheingaus.

Die leidenschaftliche Winzerin setzt voll und ganz auf die Kraft des biologischen Anbaus, auf Nachhaltigkeit und eine soziale Landwirtschaft. Eine Herzensangelegenheit ist für die sympathische Winzerin die historische Bedeutung des Rheingaus als Kulturgut zu bewahren. Sie setzt sich mit Überzeugung für die Rekultivierung alter Anlagen ein, unter anderem durch Pflanzung von Walnussbäumen. Seit 2019 darf Eva Fricke auch zwei Hektar der historischen Weinbergs-Lagen Mönch-Hanach, der Rheingau-Legende Domäne Schloss Eltz, bewirtschaften und hat auch hier bereits die Bio-Zertifizierung in Gang gebracht.

Eva Fricke verzichtete von Anfang an auf Herbizide und Pestizide und seit 2011 wird auf dem Weingut nach strengen ökologischen Richtlinien gearbeitet. Das Weingut ist EU-Bio-zertifiziert, bei «The Vegan Society»registriert und verfolgt seit 2017 strikt die biodynamische Bewirtschaftung.

Eine Art Ritterschlag war für die enthusiastische Weinmacherin, als sie 2020 dreimal die 100 Punkte von Robert Parker und James Suckling für ihre Weine erhielt. Das erste Mal dass im Rheingau ein Wein mit dieser Punktezahl bewertet wurde und das erste Mal deutschlandweit für eine Winzerin. 2021 und 2022 errang sie den zweiten und dritten Platz bei den «Golden Vines Awards» in der Kategorie «World´s Best Rising Star».

Die internationale Spitzengastronomie hat die charaktervollen, klaren Rieslinge längst entdeckt, denn sie haben eine ganz eigenständige Persönlichkeit, sind sehr konzentriert und dennoch von einer erstaunlichen Klarheit und Leichtigkeit.

Bei einem Abendessen im Garden Restaurant im Bayerischen Hof in München stellte Frau Fricke ihre neuen Jahrgänge vor. Neben dem «Verde Riesling», und dem «2022 Riesling trocken» war der «Volkhardts Hauswein 2022» die Begleitung zu einem erfrischenden, roh marinierten Spargelsalat mit Miso-Joghurt-Dressing, Pistazien und Walnüssen. Der Wein wurde gemeinsam mit dem Sommelier des Bayerischen Hofs und der Winzerin kreiert und ist bald im Programm des Weinhandels Volkhardts, der 1903 im heutigen Traders Vics im Bayerischen Hof gegründet wurde. 1971, im Zuge der Umbauarbeiten für die Olympischen Spiele, übersiedelte das Weingeschäft nach München Pasing, ist aber nach wie vor ein fester Bestandteil des Luxushotels.

Wie wunderbar kräftig strukturierte Rieslinge mit einem Rinderfilet harmonieren zeigten der «2021 Krone Riesling» trocken und der «2021 Schlossberg Riesling» trocken.

Ein weiteres Tüpfelchen auf dem «i» war der filigrane, mit seiner unglaublichen exotischen Aromenvielfalt begeisternde «Schlossberg Riesling Spätlese 2021», der die feine Schmandtarte mit Rhabarberragout und Erdbeersorbet exzellent in Szene setzte, und das bei gerade mal 7,5 Prozent Alkohol.

Eure Monika Kellermann