2007 pflanzten Carl und Maximin von Schubert auf einem der größten Rieslingterroirs der Welt Pinot Noir – im Abtsberg. Die Lage suchte man auf den Etiketten aber vergebens. Der unvergleichliche Charakter der seit 2010 gekelterten Weine war ein Grund, warum der VDP.MOSEL-SAAR-RUWER entschied, dass der Grünhäuser Pinot Noir mit dem Jahrgang 2022 auch ganz offiziell – und damit als Erster an ganz Mosel-Saar-Ruwer – die Bezeichnung VDP.GROSSES GEWÄCHS tragen darf.
Veränderung aus Überzeugung
Die rote Mosel ist im Aufschwung, seit rund drei Jahrzehnten darf wieder legal Spätburgunder gepflanzt werden. Auf Grünhaus hat Senior Dr. Carl von Schubert die Entscheidung lange abgewogen, schließlich ist man weltweit als eines der Riesling-Weingüter schlechthin bekannt. “Möglich ist es, aber wir können nicht rekonstruieren, ob auf Grünhaus – wie andernorts an der Mosel – bereits im Mittelalter Spätburgunder kultiviert wurde”, Maximin von Schubert steht mitten im Abtsberg, in einer der steilsten Parzellen mit dem typisch blauen Schiefer und kontrolliert den Wuchs der Pinot Noir-Reben. Er ist höchst zufrieden mit dem Zustand der 15 Jahre alten Reben.
“Es ist redlich, Dinge aus Tradition anzugehen", lächelt Maximin von Schubert über die historische Zäsur hinweg und führt aus: “Wir begehen Veränderungen lieber aus Überzeugung!" Die Überzeugung nährt sich aus dem Wissen um die spürbaren Auswirkungen der Klimaveränderung an der Mosel und ihren Nebenflüssen. An der Ruwer reifen die Spätburgunder-Trauben seit der letzten Jahrtausendwende so ausgewogen, dass die Feinheit und Zartheit der Sorte bewahrt wird.
Der Charakter des Abtsberg
“Abtsberg bleibt Abtsberg”, so die simple wie beruhigende Erkenntnis einer Verkostung der letzten 10 Jahrgänge Grünhäuser Spätburgunder. Die kühle Finesse des Blauschieferbodens, die spürbare Frische und auch die aromatische Kraft – zwischen den Riesling- und Burgunderweinen aus dem besten Teil des Grünhäuser Bergs gibt es deutliche Parallelen. Die erste Ernte wurde von der internationalen Weinkritik gleich ausgezeichnet bewertet.
Abtsberg durfte freilich nicht auf dem Etikett stehen. Das Weingut ist Gründungsmitglied des VDP.MOSEL-SAAR-RUWER und dieser hatte die als VDP.GROSSE LAGE klassifizierten Weinberge zunächst auf die Rebsorte Riesling beschränkt. Eine Änderung der Statuten im vergangenen Jahr, die nachweislich dauerhaft hohen Weinbewertungen und die sensorische Probe einer umfassenden Vertikale machten schließlich den Weg frei für die Anerkennung der Lage und der Weine zum VDP.GG. Maximin Grünhaus stellt damit als Erster an der Mosel ein Pinot Noir (Spätburgunder) VDP.GROSSES GEWÄCHS.
Übereinkunft und Anerkennung
“Mir war wichtig, dass meine Kolleg:innen unseres kleinen Anbaugebiets die Perspektive teilen können – Spätburgunder transportiert bei absolut penibler Arbeit die Lage, das gilt eben auch im Grünhäuser Berg”, bekräftigt Maximin von Schubert. Im Kern sind das kraftvolle Weine. Ausgereift und komplex wie aus den besten Häusern der Côte d’Or und mit einer ganz ähnlichen Feinheit gesegnet. Nur eben vom Schiefer.
Gepflanzt wurde ein Klongemisch aus burgundischen Reben, Freiburger und Geisenheimer Genetik, bewusst in den besten Parzellen des Bergs. Dr. Carl und Maximin von Schubert erhofften sich so eine weitere Facette des Berges zu entdecken und wurden nicht enttäuscht. Französische Barriques und solche aus Grünhäuser Eiche sowie der Charakter des blauen Schiefers sprechen seit dem ersten Jahrgang 2010 eine ganz eigene und dennoch höchst vertraute Sprache. Gerade am Jahrgang 2018 lässt sich der klassische Ansatz ganz hervorragend nachvollziehen.
Ein Wein, von dem Stephan Reinhart (Robert Parker Wine Advocate) schreibt: “This can become a great Pinot Noir from the Ruwer one (far) day”! Jetzt dürfen diese glasklaren Herkunftsweine auch endlich zeigen, in welchem Weinberg sie gewachsen sind.