Sonne und Waschbärfallen haben dem nördlichsten Weinberg Hessens zu einer rekordverdächtigen Ernte verholfen. "Es reicht an den Bestwert heran", sagte Klaus Stiegel vom Förderkreis Böddiger Berg am Dienstag in Felsberg. Er erwartet bis zu zehn Tonnen Trauben, daraus könnten 8000 bis 9000 Flaschen Wein entstehen. Anfang des Jahrtausends lag die Menge einmal bei rund elf Tonnen, im vergangenen Jahr dagegen bei nur 3,2 Tonnen Trauben.
Mit mehr als 70 Helfern wurden die Trauben am Dienstag gelesen, am Mittwoch kommen sie zum Keltern ins Staatsweingut Kloster Eberbach in Eltville. "Wir haben durch die Sommertage zuletzt auch eine hervorragende Qualität", betonte Stiegel. Im Handel ist der Wein ab Mitte April 2016 zu haben.
2014 war die Ernte auch wegen großer Schäden durch Waschbären, Vögel und Rehe gemindert worden. "Rund 30 Prozent der reifen Trauben waren von Tierfraß betroffen", sagte Stiegel. Deshalb wurde in diesem Jahr auf Abschreckung gesetzt: Es wurden Waschbärfallen installiert, zudem streiften Jäger mit Hunden häufiger durch die Reihen. "In diesem Jahr haben wir kaum Schäden", bilanziert Stiegel.
Am Samstag soll auf einem kleinen, privaten Weinberg im nordhessischen Diemelstadt gelesen werden. "Der Rotwein ist recht weit, der Weißwein hat noch recht viel Säure", sagte der frühere hessische Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel, der die Weinlese auf dem "Wilhelmsberg" leitet. Er hoffe noch auf viele Sonnenstunden. Die Trauben werden zur Winzergemeinschaft nach Heppenheim gebracht. 2014 kamen nach Angaben Dietzels 330 Flaschen heraus, im Jahr davor 460.
Obwohl Diemelstadt nördlicher liegt, gilt der Böddiger Berg in Felsberg als nördlichster Weinberg Hessens. Dieser gehört zum Weinanbaugebiet Rheinhessen. Kleine, nördlicher gelegene Gebiete gehören dagegen Hobbywinzern, die ihren Wein für den Eigenverbrauch anbauen. Bis zur Wiedervereinigung war der Böddiger Berg sogar der nördlichste Weinberg Deutschlands. dpa