Custozaweine & VinItaly Kommt nach dem Lugana Custoza?

Viel wurde unter den Weinhändlern auf der VinItaly diskutiert über steigende Preise für die Luganaweine. Die Weine sind zwar vorwiegend von guter Qualität, aber "echte" Lugana, aus 100 % Turbiana oder wie es vormals hieß Trebbiano di Lugana, trifft man eher selten. Luganaweine haben sich dem internationalen Geschmack angepasst, die leichten Weißweine mit zart salzigem Finale sind eher selten. Natürlich schauen sich da die Fachleute nach Alternativen um. Und da macht, so peu à peu, das ebenfalls im Hinterland des Gardasees liegende Custoza-Gebiet immer mehr auf sich aufmerksam.

Kommt nach dem Lugana Custoza?

Das muntere Cuvée

Anders als zum Beispiel im Lugana-Gebiet werden die Weine im Custoza nicht aus einer Rebsorte gekeltert, sondern aus einem Mix verschiedener Sorten, wobei der Hauptanteil aus Garganega und Trebbiano besteht, hinzu kommen entweder Tocai, Cortese bzw. Bianca Fernananda, Malvasia, Riesling, Pinot bianco und Chardonnay. Die Mischung ist von Winzer zu Winzer verschieden.

Signifikant für diese strohgelben Weine sind ein angenehmer Blütenduft und eine faszinierende Fülle von fruchtigen Noten. Je nach Lage und Boden entdeckt man in den Weinen auch eine zarte salzige Note. Nicht nur die Rebzusammensetzung, auch die jeweilige Bodenstruktur dieser Moränenlandschaft, mal kalk-, mal tonhaltig, mal kieselig, mal sandig, sorgt für eine geschmackliche Vielfalt. Diese geschmacklichen Unterschiede machen eine vinophile Entdeckungstour besonders reizvoll.

Kommt nach dem Lugana Custoza?

Unkompliziert, aber ausdrucksstark

Das ist das hervorstechende Merkmal der Custoza-Weine, die von Jahr zu Jahr gefragter werden. Man liebt sie, weil es verständliche, fein fruchtige Weine sind und vor allem nicht zu alkoholträchtig. Kurzum, ein idealer Wein für unbeschwerte Sommertage und -nächte, ein perfekter Begleiter zu den feinen Tortellini di Valeggio, ein erfrischender Aperitif - kurz gesagt: Weine die Spaß machen.
Aber immer mehr überraschen die Winzer vom Custoza das Fachpublikum mit ihren gereiften Weinen. Bei einer Verkostung gereifter Custozaweine auf der VinItaly 2016 war das Erstaunen bei vielen Weinexperten enorm. Helmuth Köcher, Direktor des Meraner WineFestivals moderierte die spannende Degustation. Wir verkosteten Jahrgänge angefangen von 2013 bis 1999. Es war faszinierend zu schmecken, welch Potenzial diese - angeblich unkomplizierten Weine für jeden Tag - haben.

Verkostet wurden folgende Jahrgänge:
2013 vom Weingut Ronca
2012 Ca´der Magro vom Weingut Monte del Fra
2012 vom Weingut Tamburini Sardo
2010 vom Weingut Le Vigne di San Pietro
2008 vom Weingut Megotti
2005 Amadeo vom Weingut Cavalchina
1999 vom Weingut Albino Piona

Beeindruckend waren sie alle aber das Faszinierende war, dass jeder Wein seinen ganz individuellen Stil hatte. Während einige mit angenehmen reifen Fruchtnoten punkteten, begeisterten bei einigen die mineralischen Noten, die das Fruchtpotenzial harmonisch unterstrichen.

Die größte Sensation war jedoch der Jahrgang 1999 vom Weingut Albino Piona, ein einfacher Custoza der über elegante Firnnoten, Trockenfrüchte und über eine, noch immer präsenten Säure verfügte.

Ganz allmählich beginnen auch im Stiefelland immer mehr Winzer den Weißweinen ein wenig mehr Zeit zum Reifen zu lassen. Aber wer hätte gedacht, dass die heiteren Custozaweine ein derartiges Potenzial haben. Eine wirklich erfreuliche Entdeckung und ein complimenti an die Winzer.

Monika Kellermann