Valpolicella-Weingut Brigaldara Die Liebe zum Segeln

Die Weinberge des Weinguts erstrecken sich teils im Valpolicella classico, im östlichen Valpolicella, nahe dem Soavegebiet, sowie in der Valpantena. Dort, im zweiten Valpolicellatal herrscht auf den 450 m hoch gelegenen Weinbergen ein einzigartiger, natürlicher Mikrocosmos. Hier gedeihen seit den 9oiger Jahren die Trauben für den «Amarone Valpolicella Case Vecie» sowie auch für den «Valpolicella superiore Case Vecie», ein Rotwein der Trinkfreude bereitet, und gleichzeitig die Klarheit und die Eleganz das Terroirs sensationell zum Ausdruck bringt.

Vor kurzem hat Familie Cesari das dort befindliche alte Gehöft ihres Onkels erworben und in einen ansprechenden Agriturismo umgestaltet. Die Anreise ist für Städter erst einmal ein kleiner Nervenkitzel, denn es geht von Negrar über ein schmales, kurviges Sträßchen durch dunkle Wälder in Richtung Grezzana. Nach dem Dörfchen Montecchio sind es nur noch einige Kurven bis man auf der rechten Seite eine Lichtung und die «Locanda Case Vecie» entdeckt, die von Wäldern und 9 Hektar Rebanlagen umgeben ist.

In der «Locanda Case Vecie» kann man die Brigaldara Weine der umliegenden Weinberge verkosten, aber auch alle anderen Brigaldaraweine. Ein sympathischer Service kümmert sich um die Weindegustation und verwöhnt die Gäste mit kleinen Gerichten aus typischen Produkten des Gebiets. Neben einer klassischen Auswahl an handwerklich hergestellten Wurstwaren und Käse, gibt es einen Salat mit Hühnchen, Eiern und Gemüse der Saison, eine Lasagne und ein Risotto, alles mit Produkten, die in unmittelbarer Nähe gedeihen. Im ersten Stock des Anwesens laden zwei ansprechende große Appartements zum Urlaub machen in unverfälschter Natur ein. Ein Eldorado für Montainbiker, Wanderer, Reitfreunde und natürlich Weinliebhaber, denn hier ist man, obwohl nur ca. 15 Kilometer von Verona entfernt, in einer himmlisch ruhigen Naturwelt.

Bei meiner Verkostung wurde ich zum Auftakt mit einem Spumante metodo classico  Millesimato - dosage zero – überrascht, erwartet man doch bei Brigaldara rote Weine im Glas. Der Spumante ist ein erster Versuch aus der heimischen Traube Corvina einen hochwertigen Schaumwein zu keltert. Die Corvinatrauben, Hauptrebsorte für Valpolicella und Co., bleiben für den Spumante etwa 3 Stunden auf der Maische, um den Wein eine zartrosa Farbe zu verleihen. Nach der Vergärung reift der Wein noch 24 Monate auf der Hefe in der Flasche bevor er degortiert wird. Auf meine Frage weshalb der erfrischende Prickler «Volpina III» heißt und ein Segelboot das Etikett ziert, erzählte mir Lamberto Cesari wie es dazu kam.

Als die Familie während der Corona-Isolation ans Haus gebunden war begann Lamberto, ein leidenschaftlicher Segler, nach dem alten Boot zu suchen, das 1966 sein Onkel gekauft und 1971 wieder verkauft hatte. Nach langem Suchen erfuhr er, dass dieses Boot am Lago d´Iseo liegt und nicht mehr seetüchtig ist.  Sie kauften es dennoch und gemeinsam mit Vater Stefano und Bruder Antonio arbeiteten sie über ein Jahr daran, es wieder segelfähig zu machen. Da sich bei den dreien immer alle Gespräche um das Weingut drehten, suchten Sie eine gemeinsame Aufgabe und einen anderen Gesprächsstoff, abseits des Weinbaus. Sie brachten das wiederhergestellte Boot zum trentinischen Teil des Gardasees und so oft es ihre Zeit erlaubt, fahren sie über die bergigen, kurvigen Straßen vom Valpolicella nach Riva, um den Wind in den Segeln zu spüren und Energie aufzutanken.

Vom 28. bis 30 August sind Stefano und seine zwei Söhne wieder am Starnberger See um nach 2022 erneut bei der Enoshima Trophy teilzunehmen. Diese Regatta wurde von Biwi Reich ins Leben gerufen um an seine Olympiateilnahme 1964 zu erinnern. Bei der Enoshima Trophy dürfen nur Boote der 5,5 Klasse, mit einer Bootslänge von ca. zehn Meter und gebaut vor 1968, teilnehmen.

Eine sympathische Geschichte und irgendwie interpretieren die exzellenten Brigaldara Weine auch diese familiäre Harmonie und Entspanntheit.

Viel Glück am Starnberger See oder im Seglerjargon:  Mast und Schotbruch und immer ne´ Handbreit Wasser unter´m Kiel.

Eure Monika Kellermann