Wie nutzen Sie die viele Zeit?
Wer mich kennt, der weiß, ich bleibe nie stehen und suche immer nach neuen Aufgaben und Herausforderungen. Will heißen, ich habe auch jetzt wenig Zeit. Derzeit bin ich Geschäftsführer im Restaurant 959 in Heidelberg. Wir haben die Phase des ersten Lockdowns vor allem dafür genutzt, das Konzept weiter zu entwickeln, an unserem Teambuilding zu arbeiten und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Wir haben intensiv an einem neuen Küchenkonzept gearbeitet, das dann nach Wiedereröffnung – zwischen dem ersten und zweiten Lockdown – von unseren Gästen begeistert angenommen worden ist.
Wie es der Zufall wollte, bin ich gleich zu Beginn des 2. Lockdowns vom 5-Sterne Superior Hotel Waldhaus Flims in der Schweiz angefragt worden, ob ich als Patron und Namensgeber ihres Gourmet-Restaurants fungieren möchte. Die Anfrage klang so interessant, dass ich zeitnah zum Hotel gefahren bin, mir vor Ort ein Bild gemacht und mich anschließend mit dem Hoteldirektor unterhalten habe. Schnell wurden wir uns einig, dass wir sehr gerne zusammenarbeiten möchten. Seit Anfang Dezember 2020 sind nun die kulinarischen Türen des Gourmet-Restaurants „EPOCA by Tristan Brandt“ für alle Hotelgäste geöffnet und wir erfreuen uns eines großen Zuspruchs.
Glauben Sie, dass die weltweite Pandemie das Essengeh-Verhalten nachhaltig verändern wird? Meinen Sie, dass die Nachfrage nach Take-Away-Angeboten bleibt oder werden die Menschen eher verstärkt in die Restaurants strömen?
Die Spitzen- und Sternegastronomie wird mit Sicherheit weiterhin gut ausgelastet sein. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass der Gast eine Preiserhöhung akzeptieren würde. Was die Take Away-Angebote betrifft, so bin ich überzeugt, dass es ein zusätzliches Standbein für diejenigen werden wird, die auch jetzt schon erfolgreich damit waren und sich ein gutes Konzept erarbeitet haben. Einige Restaurants werden mit Sicherheit ihr Angebotsportfolio mit dem To Go-Geschäft auch langfristig als zweites Standbein fortführen.
Allerdings muss man dazu sagen, dass nicht alle Gastronomen ihren Betrieb auf das Take Away umstellen konnten und können, denn es bringt besondere Herausforderungen mit sich. Das Mitnehm- und Liefergeschäft unterscheidet sich grundsätzlich vom gewohnten Gastronomiebetrieb im Restaurant.
„Bestand hat nur der Wandel“, dies ist eine Weisheit, die mich stets begleitet. Will sagen, wir alle sollten die aktuelle Lage auch als Chance begreifen, die eigenen Konzepte zu überprüfen. Wir sollten uns die kritische Frage stellen, ob wir unser Angebot weiterentwickeln müssen und offen sein, neue Wege einzuschlagen – auch wenn es manchmal weh tut. Denn die Gastronomie wird sich nachhaltig verändern und sich neu erfinden und dafür müssen wir gewappnet sein.
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