Eataly, der italienische Supermarkt, der vor knapp einem Jahr die Schrannenhalle übernommen hat, will den Münchnern die kulinarische Vielfalt der italienischen Regionen von Nord nach Süd näherbringen. Keine leichte Aufgabe in der "nördlichsten Stadt Italiens", zieht es uns Münchner doch allzu oft, selbst nur übers Wochenende, zumindest an den Gardasee, um ein wenig italienisches Feeling zu erhaschen. Außerdem sind wir natürlich dank unserer traditionellen Feinkostläden Dallmayr und Käfer verwöhnt, wenn es um hochwertige Lebensmittel geht. Dennoch war die Freude und auch die Neugierde groß, welch' köstliche Produkte aus dem Stiefelland nun in der "Schranne" angeboten werde.
Wie kommt nun das 4600 Quadratmeter große, italienische Schlaraffenland bei den Münchnern und den zahlreichen Touristen an? Ein kleines Resümee nach fast einem Jahr (Eröffnung war am 26. November 2015). Die Qualität der rund 10.000 Artikel ist durchwegs sehr gut, keine Frage! Was fehlte und teilweise noch fehlt ist Fachpersonal, das dem kaufwilligen Kunden erklärt weshalb zum Beispiel eine handwerkliche Pasta secca mehr kostet, als eine industriell hergestellte - und das natürlich am liebsten in deutscher Sprache.
Das Verkaufspersonal war und ist häufig nicht oder zumindest nicht ausreichend der deutschen Sprache mächtig um die hochwertigen Produkte aus dem Stiefelland dem interessierten Käufer zu erklären. In den letzten Monaten hat sich das zwar etwas verbessert, weil man erkannt hat, dass selbst in München nicht jeder der italienischen oder englischen Sprache mächtig ist oder auch keine Lust hat, seinen Einkauf nicht in der Muttersprache führen zu können! Um besser auf die hochwertige Qualität der Produkte hinzuweisen bietet man daher nun jeden Samstag eine kostenlose Kochvorführung an, um den Besuchern - an Hand kleinen Gerichten - den Wohlgeschmack der angebotenen Lebensmittel näher zu bringen.
Sehr beliebt bei den Eataly-Besuchern ist die Brotabteilung, wo man zusehen kann wie aus bestem Weizenmehl, Wasser und Sauerteig typische Brotsorten und Focacce entstehen. Die Fleischabteilung sieht verführerisch aus, ebenso die Käseabteilung und die angebotenen Waren sind fast immer ihren Preis wert. Die täglich frisch im Laden hergestellt Mozzarella wird aus bayerischer Milch gemacht - für einen Fan echter Mozzarella di Bufala kein wirkliches Highlight.
Der italienische Genuss-Supermarkt schließt, wie alle anderen Läden in München auch, um 20 Uhr. Die zahlreichen Ristorante, Trattorien und Bistros haben bis 23.00 Uhr geöffnet. Da ist zum einen die stets gut besuchte Pizzeria "rossopomodoro" wo man eine wirklich echte neapolitanische Pizza bekommt, die anders wie den meisten Pizzerien, eben nicht dünn und knusprig ist, sondern eher weich mit einem dicken Brotrand. Natürlich wird die aus erlesenen Zutaten hergestellte Pizza in einem Holzbackofen gebacken. Für manchen Pizzaesser ein wenig ungewöhnlich, aber so schmeckt halt mal das Original, sagt man ...
In der Trattoria werden regionale Klassiker angeboten und Weine, auch glasweise, aus unterschiedlichen italienischen Regionen. Für die Geschicke in den unterschiedlichen Küchen ist Alex Sallustio zuständig, der in verschiedenen Top-Restaurants in Italien gearbeitet hat, unter anderem bei Norbert Niederkofler. Bei dem im oberen Stockwerk befindliche Ristorante Adriatico, nach der Eröffnung vom Sternekoch Lucio Pompili aus den Marken geleitet, heißt seit diesem Sommer Rimini Rimini. Serviert werden dort vor allem adriatische Gerichte. Ab Januar 2017 soll jeden Monat ein anderer Küchenchef aus einer Region Italiens dort oben den Kochlöffel schwingen. Das Ambiente und die Lautstärke die von unten nach oben dringt sind einem Wohlfühlambiente für einen gemütlichen Abend nicht unbedingt förderlich, aber wir werden sehen ...
Ja und dann gibt es im Untergeschoss noch eine Kochschule wo der italophile Münchner die wahre Kunst der italienischen Küche kennenlernen kann. Vielleicht hätte man die besser oben, im Ort des Geschehens platzieren sollen, denn so wirkt sie etwas steril und isoliert im Keller, nahe der ruhigen Weinabteilung und bei den feinen Schokoladen von Vestri.
Im Prospekt für die letzten drei Monate 2017 werden über 50 unterschiedliche Kurse angeboten, wie z. B. unter vielen anderen Angeboten "Handgemachte frische Pasta", "Aufläufe leicht gemacht", "The best of Italy - Überraschendes Menü unter 35 Euro" und dann, das darf heutzutage nicht fehlen, "Ein Menü vegan gestalten", obwohl dieses Thema gottlob in Italien noch nicht soooo Einzug gehalten hat, wie hierzulande ... Sicherlich hat das Konzept von Eataly, nach zwei weniger erfolgreichen Starts der "Schranne" einen sympathischen Marktcharakter zu verleihen, die Nase vorne.
Eataly hat - wie übrigens viele andere Supermärkte auch - das Problem kompetentes Fachpersonal zu finden, aber das ist bei dem hochwertigen Angebot an Waren unbedingt erforderlich. Das gleiche gilt auch für den Service in den einzelnen Lokalitäten, der so manches Mal gänzlich überfordert ist. Dennoch, ein Bummel durch den Laden, ein Glas Wein auf der Piazza und dazu eine Focaccia oder eine Bruschetta vermitteln, zumindest an den grauen Herbsttagen, ein wenig bella Italia.
Bleibt nur zu hoffen, dass die vielen Besucher des Supermarktes nicht nur schauen und staunen, sondern auch kaufen ...