Familie, Kultur und Business in Harmonie Weingut Regaleali der Tasca d'Almerita

Hat man den Weg von Palermo über gewöhnungsbedürftige Straßen ins Herz Siziliens geschafft, lässt der Blick auf den landwirtschaftlichen Betrieb Regaleali (aus dem Arabischen "Rahl Ali" - Haus des Ali) keinen unberührt. Die Tenuta Regaleali ist mit seinen 500 Hektar dank des idealen Mikroklimas, den starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, den Höhenlagen zwischen 400 bis 750 Metern und den unterschiedlichen Bodentypen ein echtes Weinbau-Versuchsfeld. Das Beeindruckendste ist jedoch die Leidenschaft der Familie Tasca die sich auf alle Mitarbeiter überträgt und die diesem herrlichen Landgut Seele verleiht. Alberto Tasca der jetzige Verantwortliche sagte: "Die gesegneten Hügel von Regaleali ... so wurden sie immer genannt und so trage ich sie im Herzen.

Ohne Zweifel war Regaleali immer die Ideenschmiede unserer Projekte. Das Gut besitzt eine sehr starke und sehr klare DNA, alles was wir Tasca machen können, ist diesen Charakter zu bewahren und zu versuchen, nicht zu gefährden, was die Natur diesem Ort geschenkt hat."

Während in den Anfangszeiten Getreideanbau die Haupterwerbsquelle war, änderte sich das unter Graf Giuseppe Tasca. Er ließ die Böden auf ihre Tauglichkeit für den Weinbau prüfen und er war der Erste in Sizilien, der Ende der 60iger Jahre einen Wein aus einer Einzellage auf den Markt brachte, den Rosso del Conte. Sein Sohn Lucio Tasca pflanzte die ersten internationalen Rebsorten, was Conte Giuseppe anfangs sehr kritisch betrachtete. Der erste reinsortige Cabernet Sauvignon überzeugte ihn jedoch und so kreierte er daraufhin zu seiner goldenen Hochzeit mit Ehefrau Franca 1984 den "Nozze d'Oro" ein Cuvée aus Inzolia und Sauvignon.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends übergab Conte Lucio Tasca seinen Söhnen Giuseppe und Alberto die Leitung, die unternehmerische Perspektiven und internationale Aspekte in die Familienphilosophie einbrachten. Großes Augenmerk wird dabei bei allen Projekten auf die Einbeziehung der Umweltgedanken gelegt. "Zukunft kann man nur schaffen, wenn man auf Nachhaltigkeit setzt" so Alberto Tasca, "deshalb wurde 2010 "SOStain" gegründet, ein 100prozentiges sizilianisches Programm für einen "grünen" Weinbau. Es handelt sich dabei um ein völlig transparentes Programm von Erzeugern für Erzeuger. Die Zertifizierung können nur Produzenten erhalten, die diese strengen Mindestanforderungen einhalten".

Mittlerweile werden fünf Terroirs, verteilt auf ganz Sizilien, von der Familie Tasca bewirtschaftet, jedes auf seine Weise sehr individuell. Da ist zum Beispiel das Weingut Capofaro Locanda & Malvasia auf der einzigartigen Insel Salina, wo seit je die autochthone Rebsorte Malvasia im Mittelpunkt steht. Der "Malvasia Didyme Salina IGT" der Tenuta Capofaro ist der klassische Vertreter eines trockenen Malvasia der Lipari-Inseln. In dem Wein spiegeln sich Sonne, Meer und die Vegetation der Insel Salina auf eine unvergessliche Weise wider. Alberto Tasca hat aber zu den Rebflächen auch ein Zentrum der Gastlichkeit geschaffen, ein kleines, feines Hotel, das heute Mitglied von Relais&Chateaux ist.

Im Jahr 2007 ging Alberto Tasca das Projekt Tascante am Ätna an, ein Weingut das 600 Meter über dem Meer liegt. Auf diesem kargen, vulkanischen Boden gedeihen so typische Rebsorten wie der Carricante, eine weiße Rebsorte, die ein wenig an Riesling erinnert und mit seinen frischen, mineralisch geprägten Noten begeistert.

2009 übernahmen die Brüder Tasca die Verwaltung des historischen Betriebs Sallier de la Tour mit 80 Hektar in der DOC Monreale. In diesem, von einem mikroklimatischen Bedingungen begünstigtem Gebiet gedeihen neben den heimischen weißen Rebsorten Inzolia und Grillo auch charakteristische Rote, wie Syrah und Nero d'Avola.

Für mich ein unvergessliches Erlebnis war der Besuch der faszinierenden Mini-Insel Mozia, nahe Marsala, wo Tasca die ganze Aufmerksamkeit der Rebsorte Grillo widmet. Die Insel Mozia ist eine antike Kolonie der Phönizier in der Lagune von Marsala, ein önologisches Juwel, in dem die Grillo Traube alle Facetten zum Ausdruck bringt die sie vor allem der Sonne und der Lage inmitten des Meeres zu verdanken hat.

Auf der kleinen Insel sind 12, 7 Hektar mit Grillo-Reben bepflanzt, 1, 6 Hektar mit Olivenbäumen und nicht zu vergessen die grandiosen Bäume, deren Namen ich vergessen habe, niemals aber die kräftigen Ästen, die wie Monumente dieses unglaubliche Kleinod prägen. Mit einem kleinen Boot kann man in wenigen Minuten Mozia erreichen und sich in die Geschichte der Phönizer einfühlen, dank der Wiederentdeckung durch Giuseppe "Pip" Whitaker, ein englisch-sizilianischer Ornithologe und Hobby-Archäologe. Er verliebte sich in diese kleine Insel und verbrachte dort seine letzten Lebenstage. Seine Tochter Delia gründete daraufhin die Fondazione Whitaker, die sich heute um die Ausgrabungen und das kleine Museum kümmert und die 2007 die Verantwortung für den Rebgarten Alberto Tasca d'Almerita übertragen hat.

Die Rebsorte Grillo ist eine Hybridzüchtung aus Catarratto und Moscato d'Alessandria (bekannt auch als Zibibbo) und wurde bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts gekeltert. Sie ist ziemlich resistent gegen Krankheiten und hat sich gleichzeitig die Eigenschaften der beiden Ursprungsreben erhalten. Der biologisch bewirtschaftete Grillo di Mozia in Bäumchen-Erziehung reift während der letzten August- und ersten Septembertage und wird niemals bewässert. Da es auf der Insel keinen Weinkeller gibt, werden die Trauben zur Vinifikation nach Regaleali gebracht.

Die im Morgengrauen gelesenen Trauben werden mit großer Sorgfalt in Kisten gelegt und mit kleinen Flachbooten durch die Lagune zur Küste aufs Festland gebracht. Dort warten Kühl-Lkws um sie zur Gärung und Reifelagerung ins Landesinnere nach Regaleali zu bringen. Die Weine begeistern mit einem frischen Bukett das an Zitronengras, Anis und frischen wilden Kräutern erinnert, mit einem Hauch milder Pfefferigkeit und einem feinen, salzigem Finale das Lust auf mehr macht. 2016 hat Alberto Tasca auf Mozia den ersten Grillo Day ins Leben gerufen, einen Tag zur Feier dieser autochthonen Rebe, der nun jedes Jahr Anfang September stattfindet. Die hübsche, kleine Museumsinsel mit den prachtvollen alten Bäumen und den biologisch bearbeiteten Rebgarten kann man aber auch ganzjährig besuchen.

Zurück in Palermo machte ich noch einen Besuch im absolut neuen Projekt von Alberto Tasca - "Le Cattive" (Caffè, Wein und Speisen). Im geschichtsträchtigen Palazzo Butera aus dem 17. Jahrhundert, der von Massimo und Francesca Valsecchi aufwendig renoviert wurde, und der dafür geschaffen wurde, um den Menschen Kunst und Kultur zugänglich zu machen, befindet sich auch diese neue Gastronomie! Kunsthandwerk, Nachhaltigkeit und Kultur sind auch die Themen mit denen sich Daniele Olivastro (Archäologe aus Palermo, Abschluss der Hotelfachschule Alma und Erfahrungen gesammelt beim berühmten Heston Blumenthal in London) mit seinem Team widmet. Le Cattive ist viel mehr als ein Lokal, es spiegelt alles wider was die Familie Tasca d´Almerita ausmacht: ein kultureller Treffpunkt für Menschen die Sinn für Kultur, Freude an den schönen Dingen des Lebens haben, allen voran an guter Küche und exquisiten Weinen, stets vereint mit der Tradition und der "maniera di vivere" (Lebensart) Siziliens.

Eure Monika Kellermann